Es gibt Momente, in denen ich als Vegetarier echt schmunzeln muss. Obwohl es ja eigentlich zum Schreien ist. 😅
Zum Beispiel, wenn Fisch als vegetarisches Gericht angeboten wird (nein, Fisch ist nicht vegetarisch!). Oder wenn das Veggie-Menü als „Vitalmenü“ bezeichnet wird – klingt nach ein paar Salatblättern mit einer Handvoll Körnern. Dabei können vegetarische und vegane Gerichte so viel mehr!
Manche Gastronominnen und Gastronomen tappen bei der Gestaltung ihres vegetarischen Angebots in typische Denkfehler. Diese Fehler kosten nicht nur Umsatz, sondern sorgen auch für enttäuschte Gäste. Hier sind drei Denkfehler, die mir als Vegetarier immer wieder auffallen – und die du leicht vermeiden kannst.
Denkfehler 1: Vegetarisches Essen muss gesund sein
Um Himmels Willen, nein! Vegetarisch darf auch mal deftig, fettig und „ungesund“ sein.
- Vegetarisch gefüllte Kartoffelknödel mit Sauerkraut
- Knusprige Seitan-Schnitzel
- Krautwickel mit sämiger Kartoffelsauce
Diese Gerichte sind nicht nur vegetarisch, sondern auch herzhaft und voller Geschmack.
Was mir immer wieder auffällt: Viele Gastronom:innen setzen vegane und vegetarische Küche mit gesunder Ernährung gleich. Dabei gibt es so viele andere Gründe, weshalb Menschen auf Fleisch verzichten:
- Tierwohl: Manche möchten das Leid von Tieren vermeiden.
- Umweltbewusstsein: Fleischproduktion belastet die Umwelt stark.
- Ekel: Ja, manche Menschen ekeln sich vor Fleisch.
Ein gutes vegetarisches Angebot spricht diese Gäste an und sorgt dafür, dass sich niemand zwischen „gesund“ und „lecker“ entscheiden muss.
Mein Tipp: Biete zusätzlich deftige, fleischfreie Alternativen an
Überlege dir, welche Fleischgerichte, die du bereits auf der Karte hast, mit einfachen Anpassungen zusätzlich vegetarisch machen könntest. Vielleicht wird dein beliebtes Gulasch zur vegetarischen Variante mit Paprika, Kartoffeln und Sojawürfeln?
Denkfehler 2: Bestellt eh keiner: Es gibt ja kaum Vegetarier
Stimmt, Vegetarier und Veganer machen zusammen nur etwa 10 % der Bevölkerung aus. Doch die viel spannendere Zielgruppe sind die Flexitarier!
Über 30 % der Menschen essen ganz bewusst weniger Fleisch. Und das nicht nur daheim, sondern auch beim Essengehen. Genau diese Gruppe freut sich über kreative vegetarische Gerichte.
Ein Erfolgsbeispiel aus der Praxis
Michael, ein Gastronom aus Vorarlberg, hat sein veganes und vegetarisches Angebot im Januar erweitert. Seither verkauft er nicht nur 25 % mehr vegetarische Gerichte, sondern hat auch neue Stammgäste gewonnen.
Warum? Weil er neben Veganern und Vegetariern auch Flexitarier angesprochen hat. Ihnen geht es nicht darum, konsequent auf Fleisch zu verzichten – sie wollen einfach weniger davon essen. Je attraktiver dein fleischfreies Angebot aussieht, desto eher greifen auch diese Gäste zu.
Hier kannst du mein Interview mit Michael lesen.
Mein Tipp: Entwickle Gerichte, die neugierig machen
Fleischesser bestellen vegetarische Gerichte dann, wenn sie lecker klingen. Nutze kreative Namen, die Lust aufs Probieren machen. „Rauchige BBQ-Jackfruit-Burger“ oder „Cremiges Paprika-Gulasch“ wecken Neugier und laden zum Zugreifen ein.
Denkfehler 3: Merkt niemand, wenn es nicht 100 % vegetarisch ist
Oh doch! Vor allem Veganer und Vegetarier merken das. 😉
Und selbst wenn sie es nicht merken – unehrlich bleibt unehrlich. Speisen, die als vegetarisch oder vegan angeboten werden, müssen auch wirklich vegetarisch oder vegan sein. Dazu gehören:
- Keine Fleischfonds in Suppen oder Saucen
- Keine Gelatine in Nachspeisen oder Dressings
- Kein Schweineschmalz beim Braten von Kartoffeln oder Gemüse
Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Denn wer Wert auf vegetarische Ehrlichkeit legt, wird schnell zum treuen Gast. Und das lohnt sich.
Mein Tipp: Kontrolliere deine Speisekarte
Wirf einen kritischen Blick auf deine Karte und überprüfe:
✅ Gibt es Gerichte, die gezielt Flexitarier ansprechen?
✅ Wo könntest du fleischfreie, deftige Optionen ergänzen?
✅ Und vor allem: Sind deine vegetarischen Gerichte auch wirklich vegetarisch?
Fazit: Mit kleinen Anpassungen zu mehr Umsatz
Die gute Nachricht: Mit ein paar cleveren Anpassungen kannst du dein vegetarisches und veganes Angebot verbessern – und dabei neue Gäste anlocken.
- Biete deftige, geschmackvolle vegetarische Gerichte an.
- Denke an die große Zielgruppe der Flexitarier.
- Achte darauf, dass deine vegetarischen Gerichte wirklich vegetarisch sind.
Übrigens: Viele Gäste bestellen lieber vegetarische Gerichte, wenn sie kreativ präsentiert werden. Ein toller Name und ein appetitliches Foto können Wunder wirken.
Welche dieser Denkfehler kommen dir aus deinem Betrieb bekannt vor? Schreib mir gerne eine E-Mail – ich helfe dir, deine Speisekarte auf Vordermann zu bringen!